In einem Interview Christin Severin mit Florian Schütz: “Das Darknet funktioniert wie ein komplett unregulierter Markt“, in: Neue Zürcher Zeitung 27.01.2021 werden die wirtschaftlichen Mechanismen des Darknet beschrieben. Eigentlich funktionieren effizient funktionierende Märkte nur reguliert. Das Darknet hat im Gegensatz dazu Mechanismen sozial kontrollierter Unregulierung entwickelt.
“Spannend ist, dass das Darknet als komplett unregulierter Markt funktioniert. Die Kriminellen sind unter sich anonym. Sie haben aber Rufnamen, nach denen sie identifizierbar sind. Zudem gibt es Käuferbewertungen. Der Käufer weiss, wenn er etwas kauft und nichts bekommt, ist sein Geld trotzdem weg. Es gibt keine Instanz, wo er das Geld wiederbekommt. Deshalb ist die Reputation wichtig.”
Dabei gibt es neben der Reputation im wesentlichen zwei Elemente, die das Geschäftsmodell absichern:
– “Escrow-Services, bei denen das Geld zunächst an eine als vertrauenswürdig erachtete dritte Partei gezahlt wird“
– Level-Systeme, bei denen ein neuer Käufer zunächst die weniger interessanten Angebote sieht, und sich erst durch zahlreiche Käufer auf ein Vertrauensniveau der wichtigen Angebote hochkaufen muss.
Diese Mechanismen greifen relativ gut bei Massenverkäufen wie Drogen, bei denen der zufriedene Käufer wiederkommen kann.
“Bei Waffen wird es schon schwieriger. Bei der wirklich groben Kriminalität wie Auftragsmorden geht häufig nichts. Da funktionieren die traditionellen kriminellen Methoden wahrscheinlich effizienter.”