Typologie des Online Streits
„Sie haben sieben Arten des Widerspruchs erkannt – drei davon nutzen Drohungen oder Einschüchterung:
Eine Art war die Androhung physischer Gewalt. Das wollen die Plattformen entfernen. Man findet es dennoch. Dann gibt es die ad-hominem-Attacken. Man widerspricht nicht dem, was gesagt wird, sondern diffamiert die Person als Lügner oder Rassist. Die dritte Art ist der Angriff auf den Inhalt, ohne sachliche Auseinandersetzung. Man tut ihn etwa als Lüge oder Verschwörungstheorie ab.
Sie haben auch zwei Arten des Widerspruchs gefunden, die legitim wirken:
Bei der logischen Disqualifizierung zeigt man mit Logik oder Belegen, dass eine Aussage falsch war. Dies geschieht in der Regel respektvoll. Die zweite Art – wir nennen sie moralische Korruption -weist auf moralische Probleme einer Aussage hin. Ein solcher Fall war, als ein Nutzer geschrieben hat: ‚Sie als Veteran sollten nicht so sprechen.'“
Als Muster treten ausserdem die auf die Selbstkontrolle (Man nimmt sich selbst aus der Debatte) oder die Raumkontrolle (das Gegenüber wird dazu gedrängt, den Raum zu verlassen).
Ashley L. Shea,Aspen KB Omapang, Yong Cho,Miryam Y. Ginsparg,Natalie N. Bazarova,Winice Hui,René F. Kizilcec,Chau Tong,Drew B. Margolin: Beyond ad hominem attacks: A typology of the discursive tactics used when objecting to news commentary on social media, PLOS One 20,08,2025
Abstract: „Soziale Medien dienen zunehmend als primärer Ort, an dem sich Menschen an öffentlichen Diskussionen über Nachrichten beteiligen. In diesen Gesprächen sind persönliche Angriffe weit verbreitet. Solchen persönlichen Angriffen können kognitive oder affektive Ziele zugrunde liegen, beispielsweise die Diskreditierung eines Anbieters gefälschter Beweise oder das Signalisieren sozialer Distanz zu einem hasserfüllten Provokateur. Sie können auch von einem einfachen operativen Ziel getrieben sein: das Gesagte zu unterbinden. Wenn persönliche Angriffe eingesetzt werden, um die Kommentare einer anderen Person zu unterbinden, bezeichnen wir dies als diskursive Einspruchstaktik. In diesem Artikel untersuchen wir die Verbreitung persönlicher Angriffe und die Merkmale anderer diskursiver Taktiken, die von Menschen eingesetzt werden, um Online-Nachrichtenkommentaren zu widersprechen. Zunächst führten wir eine Inhaltsanalyse von über 6.500 Kommentarantworten auf beliebte Nachrichtenvideos auf YouTube und Twitter durch und identifizierten sieben verschiedene diskursive Einspruchstaktiken. Anschließend untersuchten wir die Häufigkeit des Auftretens jeder Taktik anhand der 6.500 Kommentarantworten sowie einer zweiten Stichprobe von 2.004 Antworten. Unsere Ergebnisse bestätigen, dass persönliche Angriffe zwar die am häufigsten verwendete diskursive Taktik sind, um Nachrichtenkommentare zu beanstanden, dass aber auch eine Vielzahl anderer diskursiver Einspruchstaktiken zum Einsatz kommen. Die daraus resultierende Typologie bietet einen umfassenden Überblick über Basisinitiativen, die auf abschreckende Sprache, nicht-akkommodierende Kommunikation und prosoziale Strategien setzen.“