Naturmetaphern verstellen die Sicht auf die Digitalisierung

Das Zeitalter der Digitalisierung zu verstehen, zwischen investigativem Journalismus und Fake News, erfundenen, gefälschten oder gelegentlich validen Daten, Story Telling und Lobby-PR, genialen Ideen und automatisierten Bots fällt schwer.
Adrian Lobe: In Twitter-Gewittern und Datenstürmen , in: Süddeutsche Zeitung 24.01.2019 schildert unter Rückgriff auf das Buch von Sue Thomas: Technobiophilia: Nature and Cyberspace, dass uns noch etwas ganz anderes in die Irre führt: “Naturmetaphern prägen die Art, wie in den Medien über Digitalisierung gesprochen wird. Das suggeriert, Daten wären eine unbeherrschbare Naturgewalt.”

Diese Naturmetaphern und Begrifflichkeiten aus der Biosphäre, “”Bug” (Insekt), (Daten-)Wolken, (Computer-)Maus, Ströme, Schwärme, Viren, Würmer” usw. interpretieren Erfahrungen und Entwicklungen im virtuellen Raum als aus der Natur abgeleitet, verfehlen somit dessen originären Eigenschaften und Eigengesetzlichkeiten. “Die nebulösen Rhetoriken von “Datenwolken” und “Datenbergen” suggerieren, es handele sich bei dem Phänomen Big Data um eine natürliche Topografie, eine urwüchsige Kraft, die in Gestalt einer gottgegebenen Ordnung daherkommt. Die Allmacht von Big Data wird mystifiziert, der Glaube an Zahlen, mit denen sich das irdische Dasein im Voraus berechnen lässt, trägt quasireligiöse Züge. Dabei ist es ja, um mit Ludwig Feuerbach zu sprechen, der Mensch und kein Automatismus, der diese Datenlandschaften als eine Art Imaginär erschafft.”
Als erstes müsste man also die Sprache reflektieren und, da Verständnis komplexer Phänomen nicht ohne Visualisierung erfolgen kann, eine adäquate Metaphorik erarbeiten.