Statistische Daten online

Die Statistische Bibliothek: „Alle elektronischen Veröffentlichungen der Statistischen Ämter der Länder und des Statistischen Bundesamtes werden im Gemeinsamen Publikationenserver gespeichert und jedermann zum kostenfreien Download zur Verfügung gestellt. Die Verwendung des Dateiformats PDF/A-1b ermöglicht die Langzeitarchivierung. Neben Monographien zu bestimmten Themen werden vor allem die periodisch erscheinenden Publikationen (Fachserien, Statistische Berichte usw.) der einzelnen Ämter eingepflegt; die einzelnen Ämter digitalisieren außerdem schrittweise ihre älteren, bisher nur in gedruckter Form existierenden Veröffentlichungen.“

Covid19 Datenanalyse

Auf der Basis der Daten (Quellcodes für die Modellrechnungen die das RKI für die eigene Studie „StopptCovid“ verwendet hat), die das Robert-Koch Institut (RKI) Ende März 2024 auf Drängen des FDP-Vize Wolfgang Kubicki freigegeben hat, hat ein achtköpfiges Forscherteam eine erneute Datenanalyse durchgeführt. Sie liegt jetzt in einem Preprint vor:
Bernhard Müller, Inken Padberg, Michael Lorke, Ralph Brinks, Sally Cripps, Gabriela M. Gomes, Daniel Haake, John P. A. Ioannidis: Uncertainty and Inconsistency of COVID-19 Non-Pharmaceutical Intervention Effects with Multiple Competitive Statistical Models, Preprint medRxiv 25.01.2025
Abstract: „Die Quantifizierung der Wirkung von nicht-pharmazeutischen Interventionen (NPIs) ist für die Formulierung von Lehren aus der COVID-19-Pandemie von entscheidender Bedeutung. Um eine zuverlässigere und strengere Bewertung von NPIs auf der Grundlage von Zeitreihendaten zu ermöglichen, analysieren wir die Daten für die ursprüngliche offizielle Bewertung von NPIs in Deutschland neu, indem wir ein Ensemble von 9 konkurrierenden statistischen Methoden zur Schätzung der Auswirkungen von NPIs und anderen Determinanten der Krankheitsausbreitung auf die effektive Reproduktionszahl ℛ(t) und die zugehörigen Fehlerbalken verwenden. Eine ordnungsgemäße Fehleranalyse für Zeitreihendaten führt zu deutlich breiteren Konfidenzintervallen als die offizielle Bewertung. Neben der Impfung und der Saisonalität können nur wenige NPIs – wie Einschränkungen im öffentlichen Raum – mit Sicherheit mit Variationen von ℛ(t) in Verbindung gebracht werden, aber selbst dann sind die Effektgrößen mit großen Unsicherheiten behaftet. Darüber hinaus ist es aufgrund der Multikollinearität in den NPI-Aktivierungsmustern schwierig, potenzielle Auswirkungen von NPIs im öffentlichen Raum von anderen Interventionen zu unterscheiden, die früh in Kraft getreten sind, wie z. B. körperliche Distanzierung. In Zukunft sollten NPIs sorgfältiger konzipiert und von Plänen für Datenerhebungen begleitet werden, um eine rechtzeitige Bewertung von Nutzen und Schaden als Grundlage für eine wirksame und verhältnismäßige Reaktion zu ermöglichen.“

Siehe dazu auch den Artikel Elke Bodderas: Kritik an „StopptCovid“-Studie. „Für keine der Maßnahmen ergeben sich belastbare Effekte“ Welt 31.01.2015

Robert Koch Institut: ABSCHLUSSBERICHT. Wirksamkeit und Wirkung von anti-epidemischen Maßnahmen auf die COVID-19-Pandemie in Deutschland (StopptCOVID-Studie) 20.07.2023

siehe dazu schon die kritischen Analysen aus 2023:

Thomas Wieland, Johannes Merkl: Was die „StopptCOVID“-Studie des RKI sagt – und was nicht. Mit dem Forschungsprojekt „StopptCOVID“ untersuchte das Robert-Koch-Institut die Wirksamkeit der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus. Doch die Studie enttäuscht, da sie aufgrund massiver methodischer Mängel keine belastbaren Aussagen liefert. Cicero 06.08.2023

Werner Baumgarten, Oliver Beige, Daniel Haake, Johannes Merkl und Thomas Wieland: Evaluation der Wirksamkeit von Corona-Maßnahmen in Deutschland: Was der RKI-Abschlussbericht sagt – und was er nicht sagt, Technischer Report 02.09.2023

Demographie vs Statistik

Andreas Hoffmann: Interview Demografischer Wandel: Statistiker Gerd Bosbach: „Dass ein alternder Staat schlecht sein soll, ist Blödsinn“. Wäre es wirklich so gut, wenn wir alle 95 würden? Haben wir nicht jetzt schon ein demografisches Problem? Absolut nicht, sagt der Bevölkerungsforscher Gerd Bosbach, in: stern 16.08.2023 (hinter der Bezahlschranke) Bosbach weist daraufhin, dass seit Ende des 19. Jahrhundert es ständige mehr alte Menschen und weniger Junge gegeben hat. Werden demographische Daten absolut gesetzt ohne Berücksichtigung anderer statistischer Faktoren, führt dies zu einer Desinformation: „Die Demografie ist oft nur eine Ausrede für eigene Fehler oder die Kürzung von Sozialleistungen.“ Wichtigster Punkt, der langfristig berücksichtigt werden muss, ist die Steigerung der Produktivität. „Im Jahr 1900 ernährte ein Bauer acht Menschen, im Jahr 2000 mehr als 80.“ Wer eine Begrenzung der Rentenzahlung fordert, liegt falsch und argumentiert aus einer bornierten Interessenlage. Ein Großteil der Subventionen von Steuergeld in die Rentenkasse ist auf versicherungsfremde Leistungen zurückzuführen, die politisch beschlossen worden sind. Selbst eine prozentuale Stiegerung der Rentenbeiträge ist dann kein Problem, wenn der Wohlstand und damit die Einkommen absolut ansteigen. Den Mangel an Fachkräftemangel führt er vor allem auf eine verfehlte Arbeitsmarktpolitik vor allem in den Bereichen Ausbildung, Numerus Clausus für Medizin, Orientierung auf die Akademikerquote und mangelnde Schulqualiät zurück.

Sind statistische Daten Fakten?

In einem Artikel vom 02.11.2018 der Neuen Zürcher Zeitung schildert der Artikel „Das Bundesamt für Statistik schafft die Fakten für die Schweizer Demokratie. Dann macht es einen Fehler“   , wie statistische Daten offiziell verändert wurden:

„Die Statistik zur Ausschaffung von kriminellen Ausländern zeigte, dass der Staat angeblich nur 54 Prozent von ihnen ausgeschafft hatte ­– die Zahl suggerierte, dass die anderen als Härtefalle eingestuft und deshalb nicht des Landes verwiesen worden waren. Das Thema ist brisant, bisher liess sich der Effekt der Ausschaffungsinitiative nicht in Zahlen fassen. Nach der ersten Entrüstung rechnete das BfS neu: 69 Prozent. Dann löschte es die Statistik ganz von der Website.“

Sind Daten komplex, so dass sie einer Komplexitätsreduktion bedürfen, um verständlich zu sein? Sind statistische Daten Fakten oder sind sie Interpretationen? Auf welche Interpretationen einigt man sich oder sind die Interpretationen Fake-News?

„«Natürlich ist Statistik hochpolitisch», sagt Ulrich. Denn was gemessen wird und wie, ist politisch, wen man fragt und welche Fragen man stellt. «Es gibt keine Wahrheit, man kann sich nur einig sein, was man messen will.» Wie hoch ist die Armut? Die Bildung? Das Bruttoinlandprodukt? Mit den Indikatoren macht man Politik, weil man sich auf sie geeinigt hat. «Aber am Ende sucht sich in der Statistik jeder seine eigene Wahrheit, das war schon immer so», sagt Ulrich.“

„Die zurückgezogenen Ausschaffungszahlen des BfS zeigen, dass man sich immer wieder neu einigen muss, was die Fakten sind und wie sie geschaffen werden. Die Fake-News-Rufe aber haben einen Zweifel gesät: daran, dass es so etwas gibt wie Fakten, dass es überhaupt etwas gibt, worauf man sich geeinigt hat in diesem Land.“