Demographie vs Statistik

Andreas Hoffmann: Interview Demografischer Wandel: Statistiker Gerd Bosbach: “Dass ein alternder Staat schlecht sein soll, ist Blödsinn”. Wäre es wirklich so gut, wenn wir alle 95 würden? Haben wir nicht jetzt schon ein demografisches Problem? Absolut nicht, sagt der Bevölkerungsforscher Gerd Bosbach, in: stern 16.08.2023 (hinter der Bezahlschranke) Bosbach weist daraufhin, dass seit Ende des 19. Jahrhundert es ständige mehr alte Menschen und weniger Junge gegeben hat. Werden demographische Daten absolut gesetzt ohne Berücksichtigung anderer statistischer Faktoren, führt dies zu einer Desinformation: “Die Demografie ist oft nur eine Ausrede für eigene Fehler oder die Kürzung von Sozialleistungen.” Wichtigster Punkt, der langfristig berücksichtigt werden muss, ist die Steigerung der Produktivität. “Im Jahr 1900 ernährte ein Bauer acht Menschen, im Jahr 2000 mehr als 80.” Wer eine Begrenzung der Rentenzahlung fordert, liegt falsch und argumentiert aus einer bornierten Interessenlage. Ein Großteil der Subventionen von Steuergeld in die Rentenkasse ist auf versicherungsfremde Leistungen zurückzuführen, die politisch beschlossen worden sind. Selbst eine prozentuale Stiegerung der Rentenbeiträge ist dann kein Problem, wenn der Wohlstand und damit die Einkommen absolut ansteigen. Den Mangel an Fachkräftemangel führt er vor allem auf eine verfehlte Arbeitsmarktpolitik vor allem in den Bereichen Ausbildung, Numerus Clausus für Medizin, Orientierung auf die Akademikerquote und mangelnde Schulqualiät zurück.