Wikipedia als Gatekeeper
Anna Nowaczyk: Was ist wichtig genug für Wikipedia? Wikipedia ist exklusiver, als sein Ruf vermuten lässt. Welche Artikel auf Dauer im Lexikon bleiben, entscheiden die Wikipedianer selbst. Ein Verband geht nun einen ungewöhnlichen Weg: Er klagt auf Wiedereinlass. Frankfurter Allgemeine Zeitung 22.08.2024 (hinter der Bezahlschranke) beschreibt den Konflikt zwischen dem Deutschen Psychotherapeuten Netzwerk (DPNW) (eingetragener Lobbyverband mit 2400 Mitgliedern) und Wikipedia, die einen schon über vier Jahr lang vorhandenen Eintrag über den Verband aus Relevanzkriterien gelöscht hat. Hintergrund sind einmal unterschiedliche Relevanzkriterien zwischen Exlusionisten und Inklusionisten. “Exklusionisten legten die enzyklopädischen Kriterien der Relevanz grundsätzlich eng aus…Inklusionisten hingegen verträten die gegenteilige Auffassung: Jedes Thema, zu dem es Informationen gibt, verdiene einen Eintrag.” Zwar hat Wikipedia institutionalisierte Verfahren mit Gesetzen, Gesetzeshütern, Richtern und Verhandlungen im Löschforum. Es stellt sich jedoch heraus, dass die Relevanzkriterien je nach Gegenstand völlig unterschiedlich und letztlich willkürlich sind. Durch das Alleinstellungmerkmal und die Markt ist Wikipedia allerdings Gatekeeper nicht nur für Recherchen, sondern auch für die Künstliche Intelligenz. “Damit hat sich die digitale Enzyklopädie in den vergangenen Jahren fast selbst zu einer digitalen Instanz für Relevanz, oder vielmehr: Nicht-Relevanz, entwickelt.” Die Klage gegen Wikimedia Deutschland und die amerikanische Wikimedia Foundation (WMF) wird hier vielleicht Klärung bringen.