Twitter-Datenanalyse Diskussion Corona

Dana Hajek: Wir gegen die, Frankfurter Allgemeine Zeitung 17.02.2022 legt eine statistisch und grafisch aufbereitete Datenanalyse vor. Analysiert wurden alle deutschsprachigen Tweets, Retweets und Replys zwischen dem 1. November 2021 und dem 9. Dezember 2021, die den Suchbegriff #Impfung enthalten. Es wird sichtbar, “wie stark die Debatte polarisiert: mit den dichten, sehr engmaschig vernetzten Impfkritikern auf der einen Seite und den loser vernetzten Accounts der Impfbefürworter auf der anderen Seite. Es hat sich eine sprachliche als auch eine thematische Abgrenzung zwischen den Gruppen herausgebildet, obwohl sie denselben Hashtag verwenden. Anders gesagt: Sie streiten nicht miteinander. Sie ignorieren sich.”
Die Analyse konstatiert einen rasanten Zuwachs der Impfkritiker innerhalb eines Jahres, der auf 7 Merkmale zurückzuführen ist. 1. Impfbefürworter agieren “heterogen, weil sie über keine einheitliche politische Agenda verfügen” gegenüber einer thematischen Übereinstimmung bei Impfkritikern. 2. Die Knoten der Impfgegner sind weniger, aber ca. 10 % größer. 3. Impfkritiker besetzen “Knoten, die eine extrem hohe Zahl von Verbindungen aufweisen” (Hubs) 4. Die Vernetzung der Impfkritiker konzentriert sich auf einen Kern von 247 Accounts. 5. Impfkritiker verwenden zur Verbesserung ihrer Sichtbarkeit diverse Hashtags. 6. “Im Kern der Impfkritiker befinden sich die zehn aktivsten Nutzer des gesamten Netzwerks.” 7. Impfbefürworter betonen den Nutzen der Corona-Impfung, Kritiker verbreiten diverse Narrative. Hajek stellt eine “zweigeteilte Welt” fest, in der es unklar ist, wie Wissenschaftskommunikation aufklärerisch einwirken kann.

Covid-19: Gefangen im physikalischen Datenmodell

Der Expertenrat Corona der Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat in seiner 6. und abschließenden Stellungnahme “Das Coronavirus als Teil unserer Lebenswirklichkeit begreifen” auf die drohende “unfruchtbare Dominanz von allein auf das Infektionsgeschehen konzentrierten Modellanalysen” hingewiesen:
„In der aktuellen Pandemie hat sich deutlich gezeigt, dass neben der unverzichtbaren naturwissenschaftlichen und medizinischen Expertise dringend sozialwissenschaftliche Kompetenzen vor allem der Soziologie und Sozialpsychologie, sowie historische, rechtliche, ethische und kommunikationswissenschaftliche Expertise sowie die breite Erfahrung von Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens einbezogen werden sollten. Wird diese Chance versäumt, einen multi- und transdisziplinären Diskurs zu organisieren, droht eine unfruchtbare Dominanz von allein auf das Infektionsgeschehen konzentrierten Modellanalysen.“
Dies stimmt in der Aussage mit meinem Beitrag “Corona: Physikalische oder soziologische Modelle” überein. Allein: Dies ändert nichts an der Dominanz der physikalischen Modelle, die sich selbst gegen geringfügige Modifikationen immunisieren.
Tobias Haberkorn hat in einem Beitrag “Der große Modelliererstreit: Wurden die Kontaktbeschränkungen überschätzt? Einer der angesehensten Mathematiker Deutschlands hat eine systematische Verzerrung in den Pandemieprognosen entdeckt. Was folgt daraus?” Berliner Zeitung 27.6.2021 nachgezeichnet, wie allein Änderungen von Parametern innerhalb der Modellierungen – nicht etwa empirische Daten über das Verhalten innerhalb gesellschaftlicher Strukturen – ausreichen, um aus dem wissenschaftlichen Diskurs ausgegrenzt werden. Die Mathematiker Mathias Kreck und Erhard Scholz kritisieren das empidemiologische SIR-Standardmodell, das den Beitrag eines Infizierten als exponentialverteilt annimmt: “Sofort nach der Ansteckung ist g(t) maximal und sinkt dann recht schnell in Richtung der Null ab, ohne diese je zu erreichen. Der Hintergrundfunktion zufolge ist ein Positiver also ganz zu Anfang seiner Infektion für seine Mitmenschen am gefährlichsten.” Gegen dieses Modell eines unrealistischen Infektionsverlaufs entwickelten sie ein eigenes Modell: “Kreck und Scholz entwickelten ein diskretes Modell, in das die biologische feststellbare Viruslast und andere real erhebbare Daten wie die tägliche Zahl der Neuinfektionen, die Zeit zwischen Symptombeginn und Quarantäne, die veränderlichen Kontaktraten direkt einfließen.” Praktische Folge wäre gewesen, die Zeit bis zu einer Quarantäne zu verkürzen.
Natürlich werden wir hier nicht klären können, welche Modellrechnung richtiger ist. Aber wichtig erscheint mir, dass es nach wie vor keinen breiten öffentlichen Diskurs über Daten und Datenmodelle gibt.

Matthis Kreck, Erhard Scholz: Nur einen Tag! Eine effektive ergänzende Massnahme zur Eindämmung von Covid 19 (Kurzfassung)
Matthis Kreck, Erhard Scholz:Studying the course of Covid-19 by a revursive delay approach

Corona: Physikalische oder soziologische Modelle

Sind die Modelle der Physik und Mathematik, die zur Zeit fast allein als wissenschaftliche Orientierung in der Corona-Pandemie dienen und scheinbar exakte Antworten liefern, zur Orientierung in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion geeignet oder müssen die Sozialwissenschaften ihre Erkenntnisse und Analysen einbringen? Diese Frage stellt – hinter der Bezahlschranke – Wolfgang Streek, Soziologe und ehemaliger Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln. Wolfgang Streek: Welchen Wissenschaftlern folgen wir in der Pandemie? FAZ 11.01.20121

Der Soziologe Andreas Dieckmann: Gegen den Blindflug. Coronakrise. Um die Effekte der politischen Entscheidungen zu überprüfen, braucht es derzeit vor allem valide Daten. Liefern könnte diese die empirische Sozialwissenschaft, Der Freitag 30.03.2020 hat schon im März ein entsprechendes sozialwissenschaftliches Forschungsprogramm entworfen.
Dieckmann verzichtet zwar schon im vorhinein auf Datamining. “Trotz Unmengen von Big Data wissen wir hingegen wenig über die Verbreitung des Virus.” Der Verzicht auf diese wichtige Quelle zeigt, dass auch die Soziologie ein digitales Defizit hat. Immerhin bleiben die klassischen Instrumente der empirischen Sozialforschung: “Es gibt in der Statistik und Umfrageforschung aber ein probates Mittel, um solche Informationen zu gewinnen: Wenn Katastrophen passieren, politische Ereignisse eintreten oder Wahlen geplant sind, können Umfrageinstitute sehr schnell Meinungen, Reaktionen und Wahlabsichten anhand einer repräsentativen Stichprobe erheben. Diese Methoden der empirischen Sozialforschung sollte man jetzt einsetzen. Um wirklich verlässliche Daten zu gewinnen, wäre es sinnvoll, eine größere Zufallsstichprobe von Personen aus den Gemeinderegistern zu ziehen, diese auf das Virus testen und in einer kurzen telefonischen oder schriftlichen Befragung Angaben zu demografischen Merkmalen, Mobilität und sozialen Netzwerken einholen.” Aber selbst von diesem vielsprechenden Konzept, das sich an die Gesundheitsstudie „Nationale Kohorte“ (NAKO) anlehnen sollte, ist weit und breit nichts zu sehen.
(Nachtrag: In der ZEIT vom 04.02.2021 Papierausgabe beschreibt Katharina Menne: Wo wir uns anstecken, weiß kein Mensch. Warum wissen wir auch ein Jahr nach der Pandemie immer noch so wenig über das Virus und seine Verbreitung, dass die vom RKI erhobenen Daten  meist unvollständig, nicht repräsentativ sind und nur eine Momentaufnahme zeigen. Nur eine langfristig angelegte Kohortenstudie mit großen und regelmäßigen Stichproben könnten die Zusammenhänge “zwischen Lebensumständen und Ansteckungsrisiko ableiten” . 
“Rainer Schnell, Professor für Methoden der empirischen Sozialforschung an der Universität Duisburg-Essen, hat schon früh eine solche Studie gefordert. ‘Wir haben auf direkten und indirekten Wegen versucht, die Landesregierung NRW, das Bundesgesundheitsministerium und das RKI im März 2020 darauf aufmerksam zu machen, dass wir eine solche Studie brauchen’, sagt er. ‘Aber wir haben bis heute keine Antwort erhalten, nicht mal eine Absage oder eine Begründung, warum es nicht von Interesse ist.’ ” (siehe dazu auch: Rainer Schnell, Menno Smid, Horst Müller-Peters, Anke Müller-Peters: Stichproben für die COVID-19 Forschung, in: Marktforschung  27.05.2020)
Gibt es eine derartige Kohortenstudie oder ist sie geplant? Es gibt NICHTS.)

Udo Thiedeke: Der stille Frühling der Soziologie. Wie die Corona-Krise Gewissheiten der Soziologie herausfordert, in: Hypotheses 14.04.2020 beschreibt die Herausforderungen:
Und noch etwas drängt sich einer in die Mikroperspektiven weltkonstruierender Subjekte vertieften Soziologie ins Blickfeld. Mit einem Mal sind auch die vergessenen „soziale[n] Tatsachen“ (Durkheim 1976) wieder aktuell.
Die institutionellen Handlungs- und Verhaltensorientierungen stellen nicht nur „Narrative“ dar, die man in „Sprachspielen“ mittels „Diskurskritik“ einhegen kann. Sie offenbaren ihren Zwangscharakter konkret und kollektiv und werden in ihrer Macht wirksam, die subjektive Praktiken und Routinen übergreift.”
“Vielleicht sollte also auch die Soziologie die Krise in ihren Besonderheiten als Chance sehen, nicht nur die sozialen Veränderungen mit zu protokollieren, Daten zu „erheben“ und dann mit den allzu bewährten Ansätzen zu interpretieren. Es wäre an der Zeit neue, zumal theoretische, soziologische Konzepte zu entwickeln, die in der Lage sind, die Auswirkungen gesellschaftsübergreifender Entwicklungen als soziale Tatsachen auch für die Individuen mit ihren nur relativen Autonomiemöglichkeiten zu erfassen. Das aber müsste zweifellos in einer zeitgemäßen Form, nämlich kontingenzsensibel und komplexitätstauglich geschehen.”

Allerdings gibt es durchaus zahlreiche sozialwissenschaftliche Analysen zur Gesellschaft in Pandemie-Zeiten. Anbei einige Hinweise, weitere lassen sich in Google Scholar und verschiedenen Datenbanken und Suchmaschinen finden:
Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie: Corona-Krise
American Sociological Assocation: Sociologists and Sociology During COVID-19
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung: Soziologische Perspektiven auf die Corona-Krise
Soziopolis: Soziologisches zur Pandemie
– Die über 200 Open Source Dokumente des Social Science Open Access Repository  (SSOAR) (Suchbegriff Covid 19) 
– Das Buch Michael Volkmer / Karin Werner (Hg.): Die Corona-Gesellschaft. Analysen zur Lage und Perspektiven für die Zukunft, Transcript Verlag 2020 
– Das Buch Fiorenza Gamba, Marco Nardone, Toni Ricciardi, Sandro Cattacin (Hrsg.): COVID-19. Eine sozialwissenschaftliche Perspektive, Seismo 2020 

Natürlich setzen die Sozialwissenschaften selbst mathematische Modelle ein. Aber weder werden diese noch die Mittel der empirischen Sozialforschung genutzt, noch die mathematischen Modelle kritisch untersucht. 

Es verbleibt das Bild der Gesellschaft als einer Ansammlung von Individuen mit ihren verletzlichen Körpern. Das merkwürdige Zusammenfinden und Verhalten der Menschen wird nur mit Augen eines Virus gesehen. Die RNA des Coronavirus kann nur aus dem Reich der Untoten erwachen, wenn es auf eine lebendige Zelle trifft. Durch die Verhinderung, dass das Virus von einem Individuum zum nächsten springt, ergibt sich die Fokussierung auf das egalitäre und zu klassifizierende Individuum, auf das die physikalischen und mathematischen Modelle setzen.
“Das Standardmodell zur Beschreibung der Dynamik einer Epidemie ist das sogenannte SIRD-Modell. Es unterscheidet in einer statistischen Gesamtheit (z.B. die Einwohner Deutschlands) vier Gruppen von Personen: prinzipiell Empfängliche, die sich mit einer Krankheit anstecken können (S für engl. Susceptible), Kranke bzw. Infizierte (I für engl. Infected oder Ill), Genesene (R für engl. Recovered) und Verstorbene (D für engl. Deceased oder Died). Um nun die Dynamik einer Epidemie zu beschreiben, muss man die Veränderungen der Anzahlen dieser vier genannten Gruppen zunächst einmal verstehen, dann durch Gleichungen beschreiben und schließlich mit einem Modell der numerischen Mathematik lösen. “
Der Einsatz mathematischer Modelle in der Corona-Krise 
Daraus erwächst eine Korrelation zwischen dem klassifizierten Zustand der Individuen im Verhältnis zur Gesamtzahl.
In dieses Analyse- und Handlungsmodell passen die Alten- und Pflegeheime als Heterotopien (Foucault) nicht. Als weder öffentlicher noch privater Raum mit eigenen Zugangsritualen gilt hier nicht das Konzept autonomer verletzlicher Körper, die für ihre Infektion eigenverantwortlich einzustehen haben. Der unzureichende Schutz dieser Institutionen, denen man trotz hoher Sterbezahlen verspätet und nur auf Drängen einige Masken und Tests zuteilt, geht darauf zurück, dass sich anderenfalls die Frage stellt: Wenn man hier einen sozialen Raum mit seinen Gesetzmäßigkeiten und Verhaltensweisen kausal identifiziert und entsprechend schützt, warum macht man es nicht mit anderen sozialen Räumen und Prozessen der Gesellschaft? Die Aggressivität, die jedem entgegenschlägt, der fordert, Risikogruppen gesondert zu schützen, hängt auch damit zusammen, dass nicht nur das Konzept in Frage gestellt wird. Sondern man weiß auch nichts von den Strukturen und will auch nichts wissen.
Das Fatale ist nur, dass die wissenschaftlich-technische Ästhetik der Statistiken einerseits die Vision der Kontrolle, aber andererseits auch die Quelle von Skeptizismus, Verleugnung und Verschwörung enthält.
So entsteht aus der Phantasmagorie der Gesellschaft als Klumpenhaufen von Individuen, der Herrschaft der Korrelation, der Ästhetik der Statistiken, der Priorisierung des Datenschutzes, der Lobpreisung mathematischer Modelle, der dystopischen Darstellung der Pandemie – und der Leugnung, der Hingabe an Verschwörungsmythen andererseits, aus Glauben, Meinen und Wähnen ein „stahlhartes Gehäuse“ (Max Weber).
Es wird später sozialwissenschaftlich zu untersuchen sein, warum eine Gesellschaft lieber ihr Shutdown riskiert, statt alle Instrumente, alle Daten, alle digitalen Kontrollmöglichkeiten, alle Modelle aller Wissenschaften einzubeziehen, um aufgrund der Erkenntnis kausaler Strukturen in einer solchen gefährlichen Pandemie zu handeln.

Coronavirus: die Hölle der Normalverteilung
Informationen und Quellen zu COVID-19
Corona App: Scheitern und Schuld
CORD-19: The Covid-19 Open Research Database
Covid-19: KI produziert Datenmüll
Covid-19 Impfstoffe
Covid-19 Test

Covid-19 Test

Eine Übersicht über aktuelle Covid-19 Testverfahren gibt die Website FIND – Because diagnosis matters     https://www.finddx.org/.
Sie beschäftigt sich generell mit Testverfahren für verschiedene Krankheiten: “OUR VISION is a world where diagnosis guides the way to health for all people. OUR MISSION is turning complex diagnostic challenges into simple solutions to overcome diseases of poverty and transform lives.
Für Covid-19 ist eine spezielle Rubrik eingerichtet: COVID-19 DIAGNOSTICS & TESTING
“FIND and The Global Fund to Fight AIDS, Tuberculosis and Malaria are co-conveners of the Access to COVID-19 Tools (ACT) Accelerator Diagnostics Pillar. The ACT-Accelerator is a ground-breaking global collaboration to accelerate the development, production, and equitable access to COVID-19 tests, treatments, and vaccines. It was set up in response to a call from G20 leaders in March and launched by the WHO, the European Commission, France and the Bill & Melinda Gates Foundation in April 2020.
This diagnostics resource centre provides information, updates and progress on tests and testing, in support of the agenda set out in the ACT-Accelerator Diagnostics Pillar investment case.”

Maske und digitale Welt

Manuel Müller: Ja, die Maske macht etwas mit uns. Denn wir werden anders, sobald wir uns verstecken können, Neue Zürcher Zeitung 02.09.2020 analysiert, wie das Tragen der Mund/Nasen Maske das Verhalten beeinflusst. Mit dem Verlust der Mimik und der Reduktion auf die Augen sei das Verhalten der digitalen Welt in der analogen Welt angekommen. “Das ist die gleiche Position, die wir hinter unseren Bildschirmen und Smartphones einnehmen. Auch da sind wir meist in der absoluten Beobachterperspektive. Wir klicken uns durch die digitale Welt.” Er stellt die Frage, ob nicht eine “Entsozialisierung” eintritt analog dem Verhalten von Autofahrern, die sich im sicheren Gehäuse geborgen fühlen und das Gegenüber als Objekt wahrnehmen, dem man auch aggressiver entgegentreten kann.

Covid-19 Impfstoffe

Die Seite COVIDVAX https://covidvax.org/  gibt einen aktuellen Überblick über die Covid-19 Impfstoffe nach
– Stand der Entwicklung (Current Stage): Ready for distribution, Testing on humans, Testing on animals, Still in development
– Verteilung (distribution)
– Kategorie (category): protein-based, nucleic-acid, viral-vector, virus, other

CORD-19: The Covid-19 Open Research Database

Neben den Information der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) – Informationszentrum Lebenswissenschaften hat in den USA Semantic Scholar, “a team of researchers and engineers at the Allen Institute for AI building a smarter way to search and discover scientific knowledge, powered by state-of-the-art AI technology, completely free to use by scholars everywhere” eine umfassende Datenbasis zu COVID-19 aufgebaut: CORD-19. Sie enthält zur Zeit ca. 59.000 Dokumente (Metadaten und Volltexte). Metadaten, Paper und Preprints aus verschiedenen Quellen werden geladen. Metadaten werden harmonisiert und Dubletten entfernt. Aus den Dokumenten wird der Volltext extrahiert und suchbar gemacht. Das Verfahren wird in einem Paper beschrieben CORD-19: The Covid-19 Open Research Database. Neben den Dokumenten selbst werden verschiedene Suchoptionen und Instrumente zur Visualisierung von Forschungszusammenhängen und Begriffen angeboten.

Corona App: Scheitern und Schuld

Eine Corona App soll den Zeitraum zwischen dem Auftreten erster Krankheitssymptome bei einer Person und dem Tracking ihrer Kontakte, die sie angesteckt haben könnte, durch die Amtsärzte verkürzen. Die institutionelle Disziplinierung und Regulierung der Körper reicht hier nicht aus. Foucault hat beschrieben, wie die Disziplinarmacht nicht nur von außen durch Institutionen, sondern auch von innen als Selbstdisziplinierung wirkt.

Ein geeignetes Handy liegt vor, die App ist von der betroffenen Person installiert und immer eingeschaltet. Ziel ist es, festzustellen, ob ein Abstand zwischen Menschen, der eine existentielle Schutzfunktion hat, durchbrochen wurde. Eine andere Person hat diese Schutzzone verletzt und ihre Viren dringen in den eigenen Körper ein.

Nachdem sie von ihrer Infektion durch Test erfahren hat, soll sich die betroffene Person als Opfer outen – und gleichzeitig Täter sein, der seine Kontakte identifiziert und im positiven Handeln negative Folgen hervorruft: Die meisten Kontakte sind Familie, Freunde, Bekannte und Kollegen, die sich nach ihrer Identifizierung in Quarantäne begeben sollen und soziale, berufliche und finanzielle Nachteile erleiden.

Sie befindet sich in einer Double-Bind-Situation, in der widersprüchliche Zielsetzungen verfolgt werden. (mehr …)

Informationen und Quellen zu COVID-19

Die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) – Informationszentrum Lebenswissenschaften baut sukzessive spezielle Services zur Forschungsunterstützung zu COVID-19 auf.

  • Ein Auszug aus LIVIVO, dem “search portal for medicine, health, nutrition, and environmental and agricultural Sciences” mit 58 Millionen Nachweisen. In LIVIVO COVID-19 Collectionyou will find about 50,000 entries about COVID-19 / SARS-CoV-2 from various scientific sources as well as current relevant preprints from bioRxiv and medRxiv. Furthermore it covers articles included in the COVID-19 Open Research Dataset (CORD-19) and other sources.
  •  Frei verfügbare wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie weitere zuverlässige Internetquellen rund um das Coronavirus SARS-CoV-2 und die Erkrankung COVID-19 werden systematisiert zusammengestellt.
    nach Typen (databases, data Collections, general Information, journal articles / E-Books, Preprints, search Portal, training material)
    nach Themen
    — O
    verview / multiple disciplines
    — Medicine / Life Sciences (animal and wildlife related, chemistry / pharmacology, clinical Trials, dermatology, intensive care, microbiology, natural Sciences, nephrology and dialysis, oncology, patient and clinical Information, pediatrics, psychology / psychiatry, pulmonology, radiology)
    — Public Health (epidemiology, evidence-based Medicine,  public Health)
    —- Social life (legal Acts, social Impact)
  • Der ZB MED-Blog  weist auf aktuelle “Informationen in Zeiten von Corona” hin
  • Speziell für die Forschung werden Werkzeuge und Datensätze sowie Hilfestellungen zur Publikation von Forschungsdaten angeboten 

Das Wiki LexCoronasoll eine Übersicht über die in Deutschland im Zusammenhang mit der sogenannten Corona-Krise erlassenen Rechtsakte (Gesetze, Rechtsverordnungen, Allgemeinverfügungen etc.) und Gerichtsentscheidungen bieten“.

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