Fiktive Wirklichkeit wird nicht zuletzt mit Hilfe von Daten konstruiert. Ein beliebtes Mittel ist dabei, Korrelationen statistischer Daten in Kausalzusammenhänge umzudeuten. Ein sehr guter Artikel von Christian Stöcker: Bestsellerautor über “Einsamkeit Die Methode Spitzer”, in: Spiegel Online 11.03.2018 analysiert die Methode, wie Bestsellerautoren Meinungstrends setzen, ohne dass eine sachliche oder wissenschaftliche Grundlage gegeben ist. Es geht um das Buch von Manfred Spitzer: Einsamkeit. Die unerkannte Krankheit. Droemer Verlag 2018 ISBN: 978-3-426-27676-1.
Die Methode Spitzer fass Stöcker zusammen:
“- dass Spitzer regelmäßig Korrelationen zu Kausalzusammenhängen umdeutet; dass er Studien höchst selektiv zitiert und immer das weglässt, was nicht zu seinen Thesen passt;
– dass er ständig absurde, auf Angsterzeugung zugeschnittene Analogien wie den Vergleich von Röntgenstrahlen und digitalen Medien benutzt;
– dass er, wie viele andere auch, so tut als sei “Sucht” im Zusammenhang mit Medien eine allgemein akzeptierte wissenschaftliche Kategorie;
– und vor allem, dass er mit der von ihm selbst und seinem Verlag stets prominent platzierten Berufsbezeichnung “Hirnforscher und Psychiater” suggeriert, bei seinen Werken handele es sich nicht etwa um Meinungsbeiträge, sondern um wissenschaftlich gesicherte Fakten.”
Das gleiche Verfahren verwendet er in seinen Thesen über digitale Demenz (Manfred Spitzer: Digitale Demenz – Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen, Droemer Verlag 2013 ISBN: 978-3-426-42372-1) Siehe dazu auch den Artikel von Werner Bartens :”Digitale Demenz” von Manfred Spitzer. Krude Theorien, populistisch montiert, Süddeutsche Zeitung 9. September 2012 sowie die Analyse Appel, M. & Schreiner, C. (2015). Leben in einer digitalen Welt: Wissenschaftliche Befundlage und problematische Fehlschlüsse. Stellungnahme zur Erwiderung von Spitzer (2015). Psychologische Rundschau, 66, 119-123.
So werden als Bestseller und in Talkshows falsche Trends mit korrelierenden Daten gesetzt, die nicht nur in den direkten Folgen politisch fatal sind. Dem Bürger wird auch die Möglichkeit genommen, eigene Erfahrungen realistisch zu verarbeiten.