Recht auf Auskunft

Netzwerk Recherche e. V./Manfred Redelfs (Hrsg.): Wie wir an Informationen kommen. Praxishandbuch zum Recht auf Auskunft und Akteneinsicht NR-Werkstatt 26 Mai 2024
Einführung: Informationsrecht – Licht ins Dunkle bringen 13
Teil I: Übersicht zur Rechtslage und generelle Tipps zum Vorgehen Manfred Redelfs 17
1. Kurzüberblick: Welche gesetzlichen Grundlagen gibt es und was sind die Unterschiede? 19
1.1. Landespressegesetze 19
1.2. Informationsfreiheits- und Transparenzgesetze 21
1.3. Umweltinformationsgesetz und Verbraucherinformationsgesetz 25
1.4. Weitere Informationszugangsrechte 26
2. Die gesetzlichen Regelungen im Detail 31
2.1. Wer fällt unter die Gesetze und muss Informationen freigeben? 31
2.2. Wonach kann gefragt werden? 39
2.3. Welche Ausnahmegründe gibt es? 42
2.3.1. Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse 42
2.3.2. Schutz personenbezogener Daten 47
2.3.3. Urheberrecht 49
2.3.4. Aufwand und mangelnde Präzisierung als Ablehnungsgrund 52
2.3.5. Schutz „besonderer öffentlicher Belange“ 54
2.3.6. Schwebendes Verfahren sowie Entwürfe zu Entscheidungen 58
2.3.7. Ablehnung, weil die Information aus anderen Quellen leicht zugänglich ist 62
3. Zum Verfahren 65
3.1. Wer kann einen Antrag stellen? 65
3.2. Form des Antrags 67
3.3. Thematische Eingrenzung und Begründung 68
3.4. Fristen 71
3.5. Verfahren bei Beteiligung Dritter 73
3.6. Kosten 76
3.7. Was tun bei Fristüberschreitung oder Ablehnung? 81
3.8. Widerspruchsverfahren 82
3.9. Klageweg 85
4. Praktische Tipps für die erfolgreiche Recherche 89
4.1. Überlegungen zur Antragsvorbereitung 89
4.2. Besteht ein Anspruch? 91
4.3. Wie kann ich wissen, wo interessante Infos schlummern? 94
4.4. Auf welches Gesetz soll ich mich berufen? 98
4.5. Umgang mit typischen Antragsproblemen 101
4.6. Was tun, wenn die Behörde mauert? Erste-Hilfe-Tipps 105
5. Fazit: Fahrplan für Fragesteller:innen 111

Teil II: Anwendungsfälle der verschiedenen gesetzlichen Grundlagen 115
Recherchieren mit dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG): „Wie eine Schachtel Pralinen“. Vera Deleja-Hotko, Aiko Kempen, Arne Semsrott, Sabrina Winter 116
Recherchieren mit dem Umweltinformationsgesetz (UIG): Die größten Wassernutzer Deutschlands. Annika Joeres und Gesa Steeger 132
Recherchieren mit dem Verbraucherinformationsgesetz. (VIG): Das Beispiel „Topf Secret“. Rauna Bindewald 140
Recherchieren auf EU-Ebene: Vom Dieselskandal bis zum Corona-Aufbaufonds. Hans-Martin Tillack 156
Recherchieren in Stasi-Unterlagen: Anleitung und
Praxistipps. Dagmar Hovestädt 168
Recherchieren mit Hilfe des Bundesarchivgesetzes: Was die Geheimdienste über die NS-Verbrecher Brunner und Eichmann wussten- Hans-Wilhelm Saure 184
Recherchieren als Gerichtsreporterin – völlig unnötig. Oder? Annette Ramelsberger 196
Missstände mit Behördenakten aufdecken: Umwelt- und Arbeitsschutzverstöße bei Tesla. Tina Kaiser 206
Lobbyismus mit Auskunftsrechten entlarven: Von Impfstoffpatenten bis zum LNG-Beschleunigungsgesetz. Tania Röttger 216

Informationskompetenz neu denken

Michael Kerres, Maria Klar, Miriam Mulders: Informationskompetenz neu denken: Von Google zu ChatGPT Researchgate May 2024
„Unsere informationelle Umwelt hat sich verändert: Traditionelle Mechanismen der Wissensbereitstellung lösen sich auf; Informationen sind jederzeit und an jedem Ort über Suchmaschinen abrufbar. Neue Akteure definieren, welches Wissen einer Kultur verfügbar ist und bleibt. Suchmaschinen selegieren, modifizieren und aggregieren das Wissen, das Menschen bei ihren Suchanfragen präsentiert wird. Dabei bleiben die Mechanismen der Maschinen, die diese Entscheidungen treffen, als Betriebsgeheimnis verschlossen und entziehen sich dem gesellschaftlichen Diskurs. Der reflektierte Umgang mit Information in diesem Umfeld wird zu einer wesentlichen Kompetenz für die Orientierung des Einzelnen in seiner Lebenswelt und der politischen Diskussion im Weiteren. Und während wir die Implikationen dieser Entwicklung noch gesellschaftlich prozessieren, deutet sich mit KI-basierten Chatbots ein Einschnitt an, der unseren Umgang mit Information nochmals grundlegend herausfordert. Dieser Übergang von der klassischen Suchmaschine zur generativen KI wird in dem Beitrag beleuchtet. Aufgezeigt wird, welche Kompetenzanforderungen sich im Unterschied von bisher „reproduktiven“ zu künftig „produktiven“ Konversationen von Mensch und Maschine – und ihrem Zusammenwachsen in Rekursionen – ergeben.“

Digitale Selbstverteidigung

Martin Schwarzbeck: Digitale Selbstverteidigung: Sicherheitsproblem Mensch. Mit Phishing und Scamming versuchen böswillige Akteur*innen, in unsere Geräte einzudringen. Wie man sich dagegen schützen kann – und warum wir nicht alleine schuld sind, wenn unser Datenschutz versagt. Netzpolitik.org 18.09.2024
„Mit dem Browsergame Phishing Master der Forschungsgruppe Secuso vom Karlsruher Institut für Technologie lässt sich spielerisch trainieren, wie man Phishing-Nachrichten erkennt.Verdächtige Links lassen sich auf verschiedenen Websites prüfen, phishtank.com oder virustotal.com zum Beispiel. Bei verdächtigen Anhängen wie PDFs, Word-, Excel-, oder Powerpoint-Dokumenten empfehlen die Sicherheitsexperten von Front Line Defenders die App Dangerzone, die solche Dateien von gefährlichen Erweiterungen befreien kann.“
siehe auch die Rubrik Digitale Selbstverteidigung bei Netzpolitik.org

KI und Hochschulbibliotheken

Caroline Welte, Cornelia Künzle, Eva-Christina Edinger, Christine Bärtsch: Generative Künstliche Intelligenz trifft Informationskompetenz: Strategien an der ETH-Bibliothek, Schweizer Beiträge zur 112. BiblioCon 2024 05.09.2024
„Die ETH-Bibliothek begreift das Thema generative künstliche Intelligenz (KI) als Chance, um sich innerhalb der ETH Zürich bei der Vermittlung von Informationskompetenzen (IK) verstärkt als Kompetenzzentrum zu positionieren. Das Thema generative KI soll mit verschiedenen Themenbereichen der IK verzahnt und vermittelt werden. Um dies zu erreichen, geht sie das Thema auf drei Ebenen an: Zum einen in der Organisationsentwicklung und Personalentwicklung, zum anderen mit Vernetzung, Kollaborationen und Projekten innerhalb der Hochschule sowie zum dritten mit der Weiterentwicklung des Angebotsportfolios und der Bereitstellung von zusätzlichen Informationen für ihre Zielgruppen.“

Gesetzgebung online

Die Datenbankadministratorin Sabrina Gehder pflegt eine Internetseite, auf der sie den gesamten Gesetzgebungsvorgang transparent machen will. Sobald ein Gesetz im Bundestag eingebracht ist, werden Dokument und Beratungsvorgang schon ausführlich transparent gemacht:
– Das Dokumentationssystem DIP des Deutschen Bundestags https://dip.bundestag.de/
– Bundesrecht – tagesaktuell konsolidiert https://www.buzer.de
https://dejure.org/
Das Neue an dem Bundestagszusammenfasser ist jedoch, dass Referentenentwürfe und Kabinettsbeschlüsse dokumentiert werden. „Schwierig zusammenzustellen ist das, was vorher in den Ministerien passiert. Also solange es noch ein Referentenentwurf ist oder wenn ein Gesetzentwurf vom Kabinett beschlossen wurde. Das muss man sich von den verschiedenen Ministeriumsseiten zusammensuchen. Teilweise werden Gesetzentwürfe auch erst veröffentlicht, wenn sie tatsächlich dem Kabinett vorgelegt werden – obwohl die teilweise schon längst irgendwo in der Verbändeanhörung sind. Das bekomme ich dann nur durch Medienberichte und Stellungnahmen von Verbänden mit. Da muss man dann das Ohr an den News haben und versuchen, alles mitzukriegen. Das ist meine eigentliche Recherchearbeit, in die ich täglich ungefähr eine Stunde stecke.“

: „Irgendjemand muss es ja machen“. Weil sie unzufrieden war mit der Transparenz von Gesetzgebungsvorgängen, hat Sabrina Gehder es selbst in die Hand genommen und ein digitales Gesetzgebungsportal entwickelt. Ein Interview über uneingelöste Versprechen aus dem Koalitionsvertrag und eine Arbeit, die eigentlich andere machen sollten. Netzpolitik 24.08.2024  
https://bundestagszusammenfasser.de/

KI in Geschichtswissenschaften

Mareike König: ChatGPT und Co. in den Geschichtswissenschaften – Grundlagen, Prompts und Praxisbeispiele. Digital Humanities am DHIP 21.08.2024
„Dies ist ein pragmatischer und praxisorientierter Beitrag zum Einsatz von KI-Tools wie ChatGPT und Co. in den Geschichtswissenschaften. Als begleitende Assistenten können sie für Historiker:innen bei einer Vielzahl von Aufgaben produktiv von Nutzen sein. Doch für welche konkret? Was muss man beachten? Und wie formuliert man gute Prompts? Der Beitrag behandelt technische Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen der Technologie, rechtlich-ethische Aspekte, KI-Tools für die Wissenschaft und potenzielle Einsatzbereiche in der Geschichtswissenschaft (inklusive Prompt-Beispiele). Weder soll damit der KI-Hype noch die KI-Skepsis befeuert, sondern ein Beitrag zur Vermittlung von KI-Kompetenz und damit zu einer verantwortungsvollen Nutzung von KI-Chatbots geleistet werden, über alle Karrierestufen hinweg.“

50 KGParl-Publikationen zur Geschichte der Bundesrepublik online

50 KGParl-Publikationen zur Geschichte der Bundesrepublik online
„Die retrodigitalisierten Bücher reichen zeitlich von den Besatzungsjahren nach dem Zweiten Weltkrieg bis ins 21. Jahrhundert. Dabei nehmen die Monographien, Handbücher, Sammelbände und Überblicksdarstellungen eine ganze Bandbreite verschiedener Themen in den Blick: Föderalismus, Flucht und Vertreibung, Telekommunikationspolitik oder die Suche nach einem dritten Weg zwischen Ost und West in den Jahrzehnten des Ost-West-Konflikts. Einzelstudien zur Parteiengeschichte nach 1945 (Sozialistische Reichspartei, Entstehung der CDU etc.) sind genauso vertreten wie Politikerbiografien (Gerstenmeier, Teusch). Gemeinsam mit interdisziplinären Studien (Treibhaus Bonn, Kybernetisch Regieren) entsteht so ein breites Panorma zur Geschichte des Parlamentarismus in der Bundesrepublik Deutschland.“

Wikipedia als Gatekeeper

Anna Nowaczyk: Was ist wichtig genug für Wikipedia? Wikipedia ist exklusiver, als sein Ruf vermuten lässt. Welche Artikel auf Dauer im Lexikon bleiben, entscheiden die Wikipedianer selbst. Ein Verband geht nun einen ungewöhnlichen Weg: Er klagt auf Wiedereinlass. Frankfurter Allgemeine Zeitung 22.08.2024 (hinter der Bezahlschranke) beschreibt den Konflikt zwischen dem Deutschen Psychotherapeuten Netzwerk (DPNW) (eingetragener Lobbyverband mit 2400 Mitgliedern) und Wikipedia, die einen schon über vier Jahr lang vorhandenen Eintrag über den Verband aus Relevanzkriterien gelöscht hat. Hintergrund sind einmal unterschiedliche Relevanzkriterien zwischen Exlusionisten und Inklusionisten. „Exklusionisten legten die enzyklopädischen Kriterien der Relevanz grundsätzlich eng aus…Inklusionisten hingegen verträten die gegenteilige Auffassung: Jedes Thema, zu dem es Informationen gibt, verdiene einen Eintrag.“ Zwar hat Wikipedia institutionalisierte Verfahren mit Gesetzen, Gesetzeshütern, Richtern und Verhandlungen im Löschforum. Es stellt sich jedoch heraus, dass die Relevanzkriterien je nach Gegenstand völlig unterschiedlich und letztlich willkürlich sind. Durch das Alleinstellungmerkmal und die Markt ist Wikipedia allerdings  Gatekeeper nicht nur für Recherchen, sondern auch für die Künstliche Intelligenz. „Damit hat sich die digitale Enzyklopädie in den vergangenen Jahren fast selbst zu einer digitalen Instanz für Relevanz, oder vielmehr: Nicht-Relevanz, entwickelt.“ Die Klage gegen Wikimedia Deutschland und die amerikanische Wikimedia Foundation (WMF) wird hier vielleicht Klärung bringen.

Offene Suchmaschine

Stefan Mey: Alternativen zu Google. Der Traum von einer offenen Suchmaschine. Tagesspiegel 18.08.2024 stellt die Initivatie OpenWebsearch.eu vor, die durch Zusammenschluss von Universitäten und Forschungseinrichtungen einen unabhängigen Suchindex schaffen will und von der EU zunächst mit 8,5 Millionen Euro gefördert wird. „Mit einem unabhängigen öffentlichen Index sei vieles möglich: Es könnten Universal-Suchmaschinen als direkte Alternativen zu Google und Bing entstehen. Doch es ist auch einiges darüber hinaus denkbar. Etwa ‚vertikale‘ Suchmaschinen, die sich auf einzelne Erdteile oder nur auf wissenschaftliche Publikationen konzentrieren. ‚Argumente-Suchmaschinen‘ könnten zu Suchbegriffen Für und Wider gegenüberstellen.“ Darüber hinaus sei damit auch das Traing von Sprachmodellen der Künstlichen Intelligenz möglich.“ Schon vor 10 Jahren war allerdings die Open-Web-Index-Initiative mit diesem Ansatz gescheitert. Der Suchmaschinen-Spezialist Dirk Lewandowski sieht den Erfolg ehere pessismistisch. „Er habe zwar große Symüpathie dafür, dass überhaupt etwas passiert. Doch das Budget von 8,5 Millionen Euro ist klein. Zudem sei die Initiative zu akademisch.“

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