Das fremdgesteuerte Netz

Adrian Lobe: Neues Feature auf X. Donald Trumps Fans twittern massenhaft aus Nigeria, Russland und Pakistan. Gaza-Berichte aus Polen, Indianer aus Bangladesch und massenweise gefakte Trump-Unterstützer-Accounts in Asien und Afrika. Ein neues Feature auf X verrät die Herkunft eines Accounts. Und es scheint die Existenz riesiger Trollfabriken zu bestätigen. Welt 25.11.2025
Mit einer neuen Funktion auf X können unter dem Beitrittsdatum Standort und Namensänderungen angezeigt werden. „Wie sich herausstellte, werden Teile der MAGA-Accounts aus „Osteuropa“ orchestriert (näher wird der Standort in den Account-Details oft nicht spezifiziert). Ausgerechnet diejenigen, die ein ethnonationalistisches Weltbild vertreten und Patriotismus predigen, erweisen sich nun als vaterlandslose Gesellen. Der Account „Trump Is My President“ ist in Mazedonien gelistet, wo im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 Studenten Fake News schrieben. Damals musste man Tweets noch von Hand schreiben. Heute geht das maschinell mit ChatGPT. Die Mehrzahl der MAGA-Accounts ist, wenn man den Angaben trauen darf, nicht in den USA registriert, sondern in Afrika – hier speziell Nigeria – und Indien. Ist MAGA also vielleicht doch eine aus dem Ausland gesteuerte Geheimdienstoperation? „ Die Standort-Zuordnungen sind wahrscheinlich allerdings nicht in jedem Fall exakt, da sie durch Reisen der Teilnehmer oder VPN verändert sein können.

Tiktok wird zur Schrotthalde der KI

Markus Städeli: Tiktok kämpft mit KI gegen Videos, die Gewalt oder Sex zeigen. Gleichzeitig droht die Plattform von KI-generierten Videos überschwemmt zu werden. Kontrolle und Kontrollverlust liegen sehr nah beieinander: Angesichts von 100 Millionen neuen Videos pro Tag setzt Tiktok längst auf automatisierte Moderation. NZZ 23.11.2025 (hinter der Bezahlschranke)
Beschrieben wird, wie Tiktok gegen die „Zombifizierung“ durch KI kämpft. Die Flut von extremistischen und pornografischen Inhalte kann zwar nur mit Unterstützung der KI gefiltert werden. Andererseits werden den Benutzern selbst KI-Tools zur Verfügung gestellt. „Drittens muss die Plattform aber auch die Gefahr abwenden, das KI-generierte Inhalte überhandnehmen und Nutzer vergraulen.“ Nach Schätzungen sind inzwischen schon über 50 % der Inhalte KI-generiert. Dabei können die Reaktionen in Form von Likes und Kommentaren wiederum von Bots stammen. TikTok will jetzt KI-generierte Inhalte markieren und die Benutzer sollen entscheiden, ob sie KI-generierte Inhalte sehen wollen.

Ablösung der Bibliothekskataloge

Gemeinsame Erklärung zwischen „Deutscher Nationalbibliothek“ (DNB), „Technischer Informationsbibliothek“ (TIB) und „Börsenverein des deutschen Buchhandels e. V.“ (Börsenverein) zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz
„4. Perspektivisch: Ablösung der klassischen Bibliothekskataloge durch KI-gesteuerte Recherchewerkzeuge
Ein Ziel von Bibliotheken zur Ablösung klassischer Bibliothekskataloge sind Aufbau oder Verbesserung von KI-gestützten Recherche-Tools, die eine in natürlicher Sprache formulierte Suchanfrage verarbeiten können oder über die einfache Literatursuche hinaus Zusatzfunktionen wie eine graphische Darstellung ähnlicher Literatur anbieten. Nach dem Wandel vom Zettelkatalog über den OPAC und die Discovery Systeme ist der Schritt zu einer KI-gestützten Recherche ein notwendiger nächster Schritt, um den Erwartungen der Nutzer*innen von Bibliotheken gerecht zu werden. Bibliotheken können sich dabei auf § 60e Abs. 1 UrhG stützen, der die Vervielfältigung für Zwecke der Indexierung und Katalogisierung erlaubt. Im Zentrum neuer, KI-gestützter Recherchewerkzeuge wird nach wie vor eine Übersicht relevanter Suchergebnisse mit Einzelnachweisen von Medien stehen, die anschließend im Rahmen bestehender Lizenzen digital aufgerufen oder physisch aufgesucht werden können. Es sind jedoch Verbesserungen bei der Verarbeitung von Suchanfragen, explorativen Suchmöglichkeiten, der Sortierung von Ergebnislisten und der Anreicherung mit Zusatzinformationen zu erwarten, die eine Bewertung der Ergebnisse erleichtern.“

Supersearcher

„Wie lassen sich Fakten und Fakes unterscheiden? Wie erkennt man verlässliche Quellen – und welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz dabei? Antworten vermittelt das internationale Programm „Super Searchers“, das von Google initiiert und finanziert wurde und nun auch in Deutschland startet. Die dpa setzt das Projekt gemeinsam mit dem Deutschen Bibliotheksverband e.V. (dbv) um. Ziel ist es, Medien- und Informationskompetenz in die Breite der Gesellschaft zu tragen.
Nach dem Prinzip „Train the Trainer“ bieten dpa und dbv im Frühjahr 2026 kostenfreie Online-Seminare, Infomaterialien, didaktische Tipps und Praxisbeispiele an, die sich insbesondere an Fachkräfte aus Bibliotheken und dem Bildungssektor richten. So werden diese in die Lage versetzt, unterschiedliche Ziel- und Altersgruppen praxisorientiert und niedrigschwellig zu erreichen.
Der Fokus liegt auf Suchsicherheit bei der Online-Recherche, kritischer Bewertung von Informationen und dem Erkennen von Falschbehauptungen. „Informationskompetenz ist eine Grundvoraussetzung
Presseportal dpa 05.11.2025

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